Dies ist mein Großvater Paul Gerhard Wierschke, geboren am 21.5.1919 in Schönwitz / Kreis Falkenberg / Oberschlesien, heutiges Karców (Polen).
Er arbeitete als Gärtner bei der Rosenzucht Teschendorff in Cossebaude bei Dresden, als die Deutschen den Krieg entfachten. Wie die meisten jungen Männer seiner Generation musste er seinen Dienst in der Wehrmacht ableisten, um „dem Führer den Sieg zu bringen“.
Gerhard wurde 25 Jahre alt.
Vor einigen Jahren erstellte ich einen Familienstammbaum. Nach und nach füllte sich dieser Stammbaum mit Leben – Geschichten, Anekdoten, Erlebnisse, kleinere und größere Abenteuer.
Eine Seite blieb leer. In dem Feld, dass der Beschreibung meines Großvaters mütterlicherseits zugedacht war, prangte lediglich ein großes Fragezeichen.
Niemand aus meiner Familie konnte Näheres sagen, und meine Großmutter, Gerhards Frau, war bereits vor einigen Jahren verstorben.
Die einzige, vage Information war, dass er mit seiner Einheit nach Griechenland verlegt wurde und seit dem Truppentransport angeblich als vermisst galt.
Durch die Wirren der Nachkriegszeit, Übersiedlung, und nicht zuletzt durch die Herausforderung, sich in neuer Heimat allein mit zwei kleinen Töchtern eine Existenz aufbauen zu müssen, stellte meine Großmutter erst im Jahr 1965 einen Suchantrag beim Roten Kreuz.
Ich weiß heute nicht mehr, was mich bewog, dem Schicksal meines Großvaters so intensiv und verbissen nachzugehen. Vielleicht ist es der Umstand, dass sein Leben nach nur 25 Jahren ein so trauriges Ende fand.
Oder die damit verbundene Tatsache, dass er in keiner unserer Familiengeschichten jemals Einzug hielt.
Letztendlich machte ich mich auf die Suche nach ihm, und allein das zählt heute.
Ich bin von einem unheimlichen Gefühl bei eurer Geschichte bewohnt. Tief bewegt von dem Beharren in der Suche, über den Mut zu wissen, über die Möglichkeit überhaupt etwas zu erfahren. Wieso habe Ich Tränen in den Augen,ein Unbehagen, Trauer im Herz? bin ich dabei auch schuldig?ist das verschlingen in dem Nichts durch Ertränkung das Unaustehlichste?
Hallo und herzlichen Dank für den Kommentar!
Ich glaube, man darf angesichts solcher Schicksale Trauer empfinden, egal, auf welcher Seite sie stattfinden. Auch fühlte ich den Griechen gegenüber so etwas wie eine „Erbschuld“. Umso wichtiger ist es wohl, diese Chancen auf späte Versöhnung wahrzunehmen. Um dem Vergessen vorzubeugen, um altem Groll keinen Raum zu bieten, und um Freundschaften eine Basis zu bereiten.