Epilog

Wir verließen Psari am Nachmittag. Nicht, ohne uns während eines letzten gemeinsamen Essens mehrfach bei unseren Gastgebern zu bedanken. Sämtliche Rechnungen der vorherigen Mahlzeiten hatten die griechischen Freunde beglichen – jeglicher Widerspruch war zwecklos. Diesmal kamen wir ihnen zuvor und bezahlten heimlich noch während des Desserts. Als Giannis es gegen Ende der Runde gewahr wurde, schmunzelte er und meinte: „This is the Greek way“.

Selten sind mir so freundliche, hilfsbereite und gastfreundliche Menschen begegnet wie unsere neuen griechischen Freunde. Ihr Verhalten uns gegenüber machte eine Reise, angetreten vor einem sehr ernsten Hintergrund und durchzogen von einer moralischen Last auf beiden Seiten, zu einem unvergesslichen Erlebnis. Unsere Freundschaft wurde durch diese beiden Tage gefestigt, und eigentlich ist es unnötig zu erwähnen, dass wir sobald wie möglich wieder nach Psari zurückkehren werden. Oder die Griechen zur Abwechslung uns überfallen.

Als Reiseziel für einen längeren Aufenthalt oder einen Abstecher möchte ich Psari uneingeschränkt empfehlen. Die „Paths Of Culture – Psari“, eine überwältigende Landschaft, zuvorkommende Menschen, historische Stätten seien nur beispielhaft genannt.

Giannis Skourtis PsariErwähnen möchte ich auch die unermüdliche Arbeit, die Giannis Skourtis für seinen Heimatort leistet. Sei es die Pflege seiner hervorragenden Website psarikorinthias.gr, die Neuerrichtung einer wunderschönen Kapelle, die Tätigkeit als Chronist, oder die Förderung des Tourismus vor Ort. Hier könnte noch vieles mehr aufgezählt werden, was er in Eigenregie oder in Zusammenarbeit mit Elsa Stamatopoulou auf die Beine stellt.

Bedanken möchte ich mich neben der Familie Skourtis bei  Elsa und Sophia Stamatopoulou sowie Bruce Robbins für seine geistreiche und kluge Begleitung, hilfreiches Übersetzen und nicht zuletzt für seinen unnachahmlichen Humor.

Der Name des Blogs geht auf Elsa zurück. Als mir auf die Frage nach meinen Emotionen zu unserer Begegnung eine Äußerung schwerfiel, brachte sie als sehr treffende Beschreibung den Begriff der Katharsis („Reinigung“) ins Spiel. Nach der Definition der antiken griechischen Tragödie steht die seelische Reinigung am Ende des Erlebens von Schrecken und Trauer.

Ein Gedanke zu „Epilog

  1. Lieber Tom,
    was für eine bewegende und versöhnliche Geschichte! Unglaublich, dass der furchtbare Krieg unserer Vorfahren heute zu einer echten Völkerverständigung führen kann. Und was für eine schöne Vorstellung, dass Dein Großvater Deine Reise betrachtet und sich darüber gefreut hat, dass er nicht vergessen ist. Er hat auch eine Freundschaft gestiftet, vielleicht freut ihn das noch mehr. Alles Gute für Deine weiteren Recherchen!
    Liebe Grüße
    Julia von ahnenblog.globonauten.de

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